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Bildquelle: DMP / E+ / Getty Images
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Pressemitteilung -

apoBank-Studie: Praxen und Apotheken melden viel Verbesserungspotenzial, doch Zeit und Personal fehlen

Der Bruch der Regierungskoalition bremst auch die Reformen im Gesundheitswesen aus, dabei wäre vor allem die erhoffte Entlastung bei der Bürokratie dringend nötig. Denn knapp zwei Drittel der niedergelassenen Heilberuflerinnen und Heilberufler sehen bei dem Betrieb von Praxen und Apotheken viel Optimierungspotenzial, doch es fehlt an Zeit und Personal - das ergab jüngst eine Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank). Insgesamt 400 Ärzte, Zahnärzte und Apotheker beantworteten Fragen rund um die eigene Niederlassung. Die Ergebnisse zeigen u.a., wie sie ihre Zeit einsetzen, wie es um die Personalsituation bestellt ist und wo sie Verbesserungsbedarf feststellen.

„Hinterfragt werden vor allem das eigene Leistungsangebot sowie die Arbeitsabläufe - hier sehen die Praxis- und Apothekeninhaber viel Luft nach oben, doch fast immer fehlt dafür die Zeit“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der apoBank. „Im Vordergrund stehen natürlich die Behandlung von Patienten und die Beratung von Kunden, aber auch die Verwaltung und Organisation der Praxen und Apotheken nehmen so viel Raum ein, dass für die strategische Weiterentwicklung nur wenig Zeit bleibt.“

Arztpraxen stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen

Im Schnitt versorgen die befragten Hausärztinnen und -ärzte rund 1.400 Patienten pro Quartal und schätzen, dass auf die reine Behandlung zwei Drittel ihrer Arbeitszeit entfallen. Doch der Fachkräftemangel verschärft zunehmend die Situation: 30 Prozent der befragten Hausärztinnen und Hausärzte melden offene Stellen. Entsprechend gibt ein Fünftel der Inhaberinnen und Inhaber an, dass sie derzeit keine neuen Patienten mehr aufnehmen können.

Der zweite große Posten ist mit 18 Prozent die Praxisverwaltung, so dass die Zeit für die Mitarbeiterführung mit sechs Prozent und für die eigene Weiterbildung mit fünf Prozent knapp bemessen ist. Entsprechend bleibt für die Weiterentwicklung der Praxis mit drei Prozent nicht viel Zeit übrig. Obwohl die Mehrheit der Befragten Verbesserungsbedarf beim Leistungsangebot (79 Prozent) oder bei den Arbeitsabläufen (75 Prozent) sieht.

In Facharztpraxen verhält es sich ähnlich: Für die knapp 1.300 Patienten im Quartal setzen sie 69 Prozent ihrer Arbeitszeit ein - das sind fünf Prozentpunkte mehr als bei Hausärzten. Den Verwaltungsaufwand beziffern sie dagegen mit 16 Prozent etwas geringer. Ein Viertel der Fachärzte gibt an, unbesetzte Stellen zu haben und 62 Prozent haben Schwierigkeiten Mitarbeiter zu finden – das ist häufiger als in Hausarztpraxen (54 Prozent). Insgesamt sehen auch Fachärztinnen und Fachärzte in ihren Praxen ein hohes Optimierungspotenzial – insbesondere bei Erweiterung ihres Patientenstamms, Schärfung des Leistungsangebots sowie Ausstattung der Praxisräumlichkeiten.

Zahnärzten setzt der Personalmangel zu

Die meisten offenen Stellen melden Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner: Fast jede zweite Praxis (47 Prozent) sucht nach Mitarbeitern, was im Schnitt mit sieben Monaten im Vergleich zu den anderen Heilberufsgruppen nicht allzu lange dauert – sich jedoch in einzelnen Fällen bis zu drei Jahren hinziehen kann. Entsprechend sind es Zahnärzte, die mit 66 Prozent von allen Heilberufsgruppen am häufigsten Schwierigkeiten haben, neues und geeignetes Personal zu finden.

Die Zeitverteilung ist in Zahnarztpraxen im Vergleich zu Haus- und Facharztpraxen fast identisch: 68 Prozent entfällt auf die Patientenbehandlung, mit 16 Prozent ist auch hier Administration ein großes Thema. Die Zeit, die sie sich für die Mitarbeiter nehmen, schätzen sie auf sechs Prozent, für die eigene Fortbildung vier Prozent und für die Entwicklung der Praxis bleibt mit drei Prozent auch den zahnärztlichen Inhaberinnen und Inhabern nicht viel Zeit.

Apotheken hadern mit der Bürokratie und der Konkurrenz

Eine Apotheke berät Im Schnitt über 10.000 Kundinnen und Kunden pro Quartal, davon rund 80 Prozent Stammkundschaft und benötigt dafür etwa 43 Prozent der verfügbaren Arbeitszeit. Knapp ein Drittel entfällt auf die Apothekenverwaltung – also noch mal deutlich mehr als in den Praxen. Insgesamt bleibt auch etwas mehr Zeit für die Mitarbeiter (sieben Prozent) und für die strategische Apothekenentwicklung (sechs Prozent).

Während Arztpraxen an vielen Stellen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, kämpfen Apothekerinnen und Apotheker mit dem Wettbewerbsdruck durch den Online-Versandhandel. Sie setzen vor allem auf Botendienste (88 Prozent) und neue pharmazeutische Dienstleitungen (65 Prozent), um Kundinnen und Kunden zu gewinnen und an ihre Vor-Ort-Apotheke zu binden. Dabei ringen auch sie mit dem Fachkräftemangel: 42 Prozent melden freie Stellen, sowohl für angestellte Apotheker als auch für Pharmazeutisch-technische Assistenten.

„Den Bedarf nach Optimierung spiegeln uns die Befragten grundsätzlich in fast allen Bereichen, aber auch, dass dafür keine Zeit bleibt, und hier entsteht ein Teufelskreis, denn an den Arbeitsabläufen lässt sich in der Regel immer etwas tun, um mehr Ressourcen zu gewinnen“, sagt Zehnich. „Unsere Berater machen regelmäßig die Erfahrung, dass gezielte Modernisierungsmaßnahmen, intensivere Kostenkontrolle oder die Anpassung mancher Prozesse die Wirtschaftlichkeit und die Zufriedenheit der Teams verbessern. Im Endeffekt ist das auch das beste Vorgehen gegen den Fachkräftemangel, weil wirtschaftlich erfolgreiche Heilberuflerinnen und Heilberufler nur solche Gehälter zahlen können, die die Kostenstruktur der Praxis oder Apotheke hergibt. In Verbindung mit einem modernen Arbeitsplatz und gutem Betriebsklima sind das letztlich auch die wirksamsten Maßnahmen für langjährige Mitarbeiterbindung.“

Methodik

Befragt wurden 400 Heilberuflerinnen und Heilberufler. Dabei kamen jeweils 100 Befragte aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Fachmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Die Befragung wurde vom 01. Juli 2024 bis zum 25. Juli 2024 online durchgeführt. Mit der Durchführung der Umfrage wurde das Marktforschungsinstitut DocCheck Insights (Köln) beauftragt.

Die detaillierten Ergebnisse für einzelne Heilberufsgruppen stehen unten zum Download bereit.

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Über die apoBank

Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) ist die größte genossenschaftliche Primärbank und die Nummer eins unter den Finanzdienstleistern im Gesundheitswesen. Kunden sind die Angehörigen der Heilberufe, ihre Standesorganisationen und Berufsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und Unternehmen im Gesundheitsmarkt. Die apoBank arbeitet nach dem Prinzip "Von Heilberuflern für Heilberufler", d. h. sie ist auf die Betreuung der Akteure des Gesundheitsmarktes spezialisiert und wird zugleich von diesen als Eigentümern getragen. Damit verfügt die apoBank über ein deutschlandweit einzigartiges Geschäftsmodell. www.apobank.de

Seit der Gründung vor 120 Jahren ist verantwortungsbewusstes Handeln in den Unternehmenswerten der apoBank fest verankert. Sie setzt sich fürs Miteinander ein, fördert Zukunftsprojekte, Kultur sowie soziales Engagement und investiert in Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein: www.apobank.de/mehr-ermoeglichen

Kontakt

Anita Widera

Anita Widera

Pressekontakt Pressereferentin 0211 5998 153

Bank der Gesundheit

Von Heilberuflern für Heilberufler – so lautet das Prinzip der apoBank seit 120 Jahren. Wir beraten die Angehörigen der Heilberufe in jeder Lebensphase, vom Studium über die Anstellung oder Selbständigkeit bis in den Ruhestand – auch über Finanzdienstleistungen hinaus. Als Finanzierungspartnerin im Gesundheitsmarkt begleiten wir zudem die Standesorganisationen, Berufsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und Unternehmen im Gesundheitsmarkt.

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