Pressemitteilung -
Apothekengründung 2023: Neugründungen selten und teuer, Übernahmen dominieren
Eine komplette Neugründung von Apotheken findet nur selten statt: Insgesamt vier Prozent der durch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) begleiteten Apothekengründungen fanden 2023 an einem neuen Standort statt: Ein Prozent entfiel dabei auf Existenzgründungen und die restlichen drei Prozent auf Filialbildungen. Die Investitionen für eine Apothekenneugründung pendelten viele Jahre um die halbe Million Euro, laut der jüngsten Analyse der apoBank sind sie aber im Jahr 2023 deutlich auf durchschnittlich 763.000 Euro angestiegen.
„Der massive Sprung dürfte insbesondere Folge der hohen Inflation der letzten Jahre sein. Die Anschaffungskosten sind stark gestiegen“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der apoBank. „Hinzu kommt, dass die wenigen Apothekerinnen und Apotheker, die noch neu gründen, sich überwiegend auf vermeintlich attraktive Standorte und Ärztehäuser konzentrieren. Hier sind sie dann auch bereit, hohe Investitionen in Kauf zu nehmen.“
Die meisten Apothekengründungen sind allerdings klassische Übernahmen von Existenzgründern. 2023 waren es 56 Prozent der Gründerinnen und Gründer, die eine Apotheke übernahmen, um sich selbständig zu machen. Die Gesamtinvestitionen für eine erstmalige Niederlassung wachsen seit Jahren tendenziell an. 2023 sind sie im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent gestiegen und haben damit einen neuen Höchststand erreicht: Insgesamt haben die Apothekerinnen und Apotheker für Kaufpreis (530.000 Euro), Warenlager (120.000 Euro) und sonstige Investitionen (63.000 Euro) in Summe durchschnittlich 713.000 Euro in die Hand genommen.
Breites Spektrum bei den Kaufpreisen
Die seit Jahren beobachtete große Bandbreite bei den Übernahmepreisen besteht weiterhin: Sie reicht von unentgeltlichen Übernahmen, bei denen ausschließlich das Warenlager gekauft wird, bis hin zu siebenstelligen Beträgen. Laut apoBank-Analyse gab 2023 etwa jeder zehnte Existenzgründer weniger als 50.000 Euro aus. Auf der anderen Seite zahlte jede beziehungsweise jeder Siebte einen Übernahmepreis von mindestens einer Million Euro.
Filialgründung durch Übernahme am teuersten
Verglichen mit den anderen Gründungsformen flossen mit 831.000 Euro die höchsten durchschnittlichen Gesamtinvestitionen 2023 in die Gründung von Filialen durch Übernahme bestehender Apotheken. Auch die Kaufpreise waren hier mit 629.000 Euro deutlich höher als bei den Existenzgründern mit Einzel- beziehungsweise Hauptapotheke. Insgesamt 31 Prozent der Gründerinnen und Gründer kauften 2023 eine Apotheke, um diese als Filiale in einen Verbund zu integrieren.
Auffällig ist, dass sich mit 70 Prozent vor allem Männer für die Filialbildung entscheiden: “Insgesamt scheint sich hier die Entwicklung zu verfestigen, dass Frauen nicht im gleichen Maße wie ihre männlichen Kollegen über Filialen wachsen möchten. Auf der anderen Seite suchen aber diejenigen expansionsbereiten Apothekerinnen und Apotheker primär größere und noch gut prosperierende Apotheken, die sich auch optimal in einen Verbund integrieren lassen“, sagt Zehnich.
Jede vierte Apothekenübernahme im Verbund
Bei den Übernahmen ganzer Apothekenverbünde handelt es sich meistens um eine Hauptapotheke mit einer, seltener mit zwei Filialen. Im Durchschnitt waren es 2023 genau 2,2 Apotheken zu einem Kaufpreis von 1,44 Millionen Euro. Zusammen mit den Warenlagern und weiteren Investitionen lag der Gesamtbetrag bei 1,83 Millionen Euro. Von allen Apothekenübernahmen wurde knapp ein Viertel als Teil solch eines Verbundes gekauft. Auch hier zeigten sich Frauen zurückhaltend: So wurde zwar fast jeder zweite kleinere Verbund mit zwei Apotheken von einer Apothekerin übernommen, doch an größere Strukturen wagten sich 2023 nur ihre männlichen Kollegen.
Apothekerinnen bei Investitionen zurückhaltender
Ein Vergleich zwischen den Geschlechtern offenbart auch, dass sich die ohnehin schon vorhandenen Unterschiede bei der Investitionsbereitschaft im Jahr 2023 noch deutlicher auseinanderentwickelt haben: Obwohl die durchschnittlichen Gesamtinvestitionen gestiegen sind, haben die Apothekerinnen mit 621.000 Euro für die Gründung im Schnitt weniger ausgegeben als im Vorjahr (635.000 Euro). Der Anstieg ist also primär darauf zurückzuführen, dass ihre männlichen Kollegen mit durchschnittlich 809.000 Euro deutlich mehr investiert haben.
Die apoBank-Analysen zeigen grundsätzlich eine zunehmende Zurückhaltung bei Apothekerinnen: Nachdem der Frauenanteil unter den Existenzgründern lange Zeit bei rund 60 Prozent lag, ist gerade in den letzten beiden Jahren ein signifikanter Rückgang erkennbar. 2022 waren nur noch 48 Prozent der Existenzgründenden Frauen, 2023 mit 51 Prozent nur unwesentlich mehr. So bleiben die Apothekerinnen weiterhin deutlich unterrepräsentiert, wenn man den hohen Frauenanteil unter den angestellten Approbierten in Apotheken (81 Prozent) berücksichtigt.
„In den zahlreichen Gesprächen mit unseren pharmazeutischen Kundinnen und Kunden erleben wir derzeit erhebliche Unsicherheit, was insbesondere in den geplanten gesundheitspolitischen Maßnahmen begründet liegt“, fasst Zehnich zusammen. „Gerade auch viele Apothekerinnen scheinen hier offenbar noch sensibler zu reagieren – auch weil die wirtschaftlichen und strukturellen Perspektiven für die Apotheke vor Ort nicht geklärt sind.“
Methodik
Die Analyse berücksichtigt eine Stichprobe von rund 400 Apothekengründungen, die durch die apoBank 2023 begleitet wurden. Die Daten wurden anonymisiert ausgewertet.
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Über die apoBank
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) ist die größte genossenschaftliche Primärbank und die Nummer eins unter den Finanzdienstleistern im Gesundheitswesen. Kunden sind die Angehörigen der Heilberufe, ihre Standesorganisationen und Berufsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und Unternehmen im Gesundheitsmarkt. Die apoBank arbeitet nach dem Prinzip "Von Heilberuflern für Heilberufler", d. h. sie ist auf die Betreuung der Akteure des Gesundheitsmarktes spezialisiert und wird zugleich von diesen als Eigentümern getragen. Damit verfügt die apoBank über ein deutschlandweit einzigartiges Geschäftsmodell. www.apobank.de
Seit der Gründung vor 120 Jahren ist verantwortungsbewusstes Handeln in den Unternehmenswerten der apoBank fest verankert. Sie setzt sich fürs Miteinander ein, fördert Zukunftsprojekte, Kultur sowie soziales Engagement und investiert in Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein: www.apobank.de/mehr-ermoeglichen