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Mehr Frauenpower in der ambulanten Gesundheitsversorgung nötig
Ob Ärztinnen, Zahnärztinnen oder Apothekerinnen – Frauen prägen die Gesundheitsversorgung in Deutschland. Die meisten sind Angestellte, werden aber auch dringend als Selbständige in Praxen und Apotheken benötigt, um die wohnortnahe ambulante Versorgung sicherzustellen. Allerdings sind Frauen grundsätzlich zurückhaltender, wenn es um die Entscheidung für die Niederlassung geht – das zeigen die Analysen und die Erfahrungen der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank), die auf Begleitung und Unterstützung von Praxis- und Apothekengründungen spezialisiert ist.
„Der Schritt in die eigene Praxis oder Apotheke ist in der Regel mit einer finanziellen Verpflichtung verbunden, und an diesem Punkt fragen Frauen deutlich genauer nach“, sagt Ute Keller, Filialleiterin bei der apoBank in Stuttgart. „Sie wollen im Detail wissen, wie viele Behandlungen und welcher Zeitaufwand nötig sind, um die Praxis wirtschaftlich führen zu können. Das können wir auch ziemlich genau berechnen, und eine Analyse zum notwendigen Umsatz für jede Fachrichtung simulieren, was auch die Entscheidung für die Niederlassung deutlich erleichtert. Trotz allem beobachten wir, dass sich Frauen häufiger für kleinere Praxen oder Apotheken entscheiden, die dann zunächst entsprechend niedrigere Investitionen erfordern, und sich dann lieber später schrittweise vergrößern.“
Frauen investieren vorsichtiger
Auch die apoBank-Analysen zeigen, dass Frauen im Durchschnitt weniger für die Praxis- bzw. Apothekenübernahmen zahlen als ihre männlichen Kollegen:
- So haben beispielsweise Ärztinnen in den Jahren 2022/2023 für eine hausärztliche Einzelpraxis im Schnitt gut 97.000 Euro ausgegeben – bei Männern waren es rund 127.000 Euro – das waren 30 Prozent mehr.
- Bei Zahnärztinnen war der Unterschied mit rund 32 Prozent ähnlich groß: 2023 zahlten Männer durchschnittlich 280.000 Euro für eine Einzelpraxis, während Frauen bei 212.000 Euro lagen.
- Auch Apothekerinnen nehmen im Durchschnitt weniger Geld in die Hand für die Existenzgründung, 2023 war die Differenz besonders groß: Die von Frauen gezahlten durchschnittlichen Übernahmepreise lagen im Schnitt bei 448.000 Euro, bei Männern waren es mit 615.000 Euro mit 37 Prozent deutlich mehr.
Unterversorgung macht eine Praxisgründung einfacher
Die aktuelle Lage mit vielen unterversorgten Gebieten, in denen vor allem Hausarztpraxen keine Nachfolger finden, bedeute für Praxisgründende gleichzeitig zusätzliche Sicherheit, dass es an Patienten nicht mangeln wird und dass die Praxis gut ausgelastet geführt werden kann, sagt Ute Keller. „Während meiner 25-jährigen Tätigkeit als Beraterin habe ich aber auch keinen Fall erlebt, in dem eine Apotheken- oder Praxisinhaberin den Schritt in die Selbständigkeit bereut hätte. Im Gegenteil, die meisten sind froh, diesen Weg in die Selbständigkeit getan zu haben, denn eine eigene Praxis oder Apotheke schafft Freiraum für mehr Selbstbestimmung und mehr Gestaltungsfreiheit bei der Berufsausübung, beispielsweise bei den individuellen Vorstellungen vom Arbeitspensum oder vom Arbeitsumfeld.“