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Bildquelle: peopleImages/iStock/Getty Images Plus
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apoBank-Branchenreport: Wird die Pflegebranche zum Pflegefall?

Mit der dritten Auflage des Branchenreports Pflege blickt die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) erneut auf die Entwicklungen, Finanzierungsstrukturen und Perspektiven des deutschen Pflegemarktes. Diese Analyse erscheint relevanter denn je, denn eines steht fest: Die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime spitzt sich weiter zu. Befand sich diese während der Pandemie durch den Rettungsschirm noch auf einem stabilen Niveau, änderte sich die Lage drastisch Mitte 2022, als die Hilfen heruntergefahren wurden, die Personalaufwände stiegen und die Sachkosten explodierten förmlich. Und auch zukünftig wird die Situation nicht einfacher: Die aktuellen Energiehilfen werden ab April 2024 auslaufen und das neue Personalbemessungsinstrument, das ab sofort greift, wird den Bedarf nach zusätzlichem Personal verschärfen – bei gleichzeitigem chronischen Mangel an qualifizierten Pflegekräften.

Nachfragepotenzial ist gesichert

Die letzte Erhebung zum Pflegebedarf stammt aus dem Jahr 2021 vom Statistischen Bundesamt. Demnach werden bei gleichbleibenden Pflegequoten bis 2055 1,8 Millionen Pflegebedürfte mehr erwartet, das entspricht im Jahr 2055 6,8 Millionen. Bei steigenden Pflegequoten sogar 7,6 Millionen. Dabei wird die Versorgung durch Angehörige, die aktuell in rund 2,6 Millionen Fällen ohne weitere Hilfe geleistet wird und somit eine wichtige Stütze in der Pflege ist, in Zukunft so nicht mehr zu bewältigen sein. Entsprechend wird die Nachfrage nach professionellen Pflegesettings weiter steigen. Das ist bereits jetzt der Fall, wie es auch die Zahlen belegen: Die Gesundheitsausgaben für Einrichtungen aus der ambulanten Pflegeleistungen sind 2021 um acht Prozent und damit auf 29 Milliarden Euro gestiegen und für (teil-) stationäre Einrichtungen um 5 Prozent auf 42 Milliarden Euro.

Planinsolvenzen machen sich breit

Nicht nur kleinere Familienbetriebe, sondern auch große Betreiber mussten in diesem Jahr Insolvenz anmelden. Gründe dafür sind insbesondere die inflationsbedingten Kostenanstiege sowie die Einführung der Tariftreue. Der Umfang der Personalkosten erhöht sich damit nicht selten um bis zu 30 Prozent. Vor allem private Anbieter sind von den starken Lohnanpassungen betroffen, da nur die wenigsten bereits tarifgebunden waren. Aber auch Material- und Betriebskosten schlagen zu Buche: So wurden Betreiber im Mietmodell oftmals mit einer Steigerung der indexierten Pachten konfrontiert. Eine mögliche Lösung: Planinsolvenz, bevor es zur Zahlungsunfähigkeit kommt. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, was die auslaufenden Energiehilfen des Bundes im April 2024 für Konsequenzen mit sich bringen.

Pflegeberufe stärken

Die größte Herausforderung ist und bleibt der Fachkräftemangel. Denn schon jetzt sind mehr als 40 Prozent der Angestellten bereits älter als 50 Jahre. Folgerichtig werden in den nächsten zwei Dekaden voraussichtlich über 600.000 Menschen in den Ruhestand gehen, während die Nachwuchskräfte auf sich warten lassen. Entsprechend braucht es Anreize, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen: Hier kann möglicherweise das geplante Pflegestudiumstärkungsgesetz entgegenwirken und mehr junge Menschen für diesen Beruf begeistern. Der Kabinettsentwurf sieht beispielsweise vor, einen dualen Studiengang einzuführen, bei dem die Studierenden eine Vergütung erhalten. Zusätzlich soll das Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegekräfte vereinfacht werden.

„Die Pflegebranche ist von der demografischen Entwicklung gleich doppelt betroffen“, sagt Nicole Wortmann, Leiterin der Abteilung Gesundheitsmarkt und Gesundheitspolitik bei der apoBank. „Einerseits fehlt es an Nachwuchs für die Fachkräfte, andererseits werden in der alternden Gesellschaft immer mehr Pflegeleistungen benötigt. Desto wichtiger ist es, die Branche möglichst effizient aufzustellen. Dabei ist die Aufgabe nicht nur wirtschaftlicher Natur, es ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, ein würdevolles Leben im Alter zu ermöglichen. Entsprechend sollten alle Akteure gemeinsamen um die besten Lösungen ringen. Auch die Gesundheitspolitik ist gefragt, denn aktuell steht die Branche im Schatten der Krankenhausreform und droht selbst zum Pflegefall zu werden.“

Interessierte können eine Zusammenfassung des Branchenreports Pflege „Zwischen Licht und Schatten“ hier anfordern.

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Anita Widera

Anita Widera

Pressekontakt Pressereferentin 0211 5998 153

Bank der Gesundheit

Von Heilberuflern für Heilberufler – so lautet das Prinzip der apoBank seit 120 Jahren. Wir beraten die Angehörigen der Heilberufe in jeder Lebensphase, vom Studium über die Anstellung oder Selbständigkeit bis in den Ruhestand – auch über Finanzdienstleistungen hinaus. Als Finanzierungspartnerin im Gesundheitsmarkt begleiten wir zudem die Standesorganisationen, Berufsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und Unternehmen im Gesundheitsmarkt.

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