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Marktkommentar: Fed widersetzt sich vorerst US-Präsident Donald Trump - Leitzinsen werden spätestens im Oktober gesenkt
Mit Spannung beobachten die Finanzmärkte, ob die US-Notenbank Federal Reserve die Leitzinsen am Mittwoch – wie von US-Präsident Donald Trump seit langem gefordert – senken wird, oder nicht. Klaus Niedermeier, Leiter Investment Strategie der apoBank, teilt dazu mit:
Wir gehen davon aus, dass sich die FED dem zunehmenden Druck von Donald Trump vorerst widersetzen und die Leitzinsen zwischen 4,25 Prozent bis 4,5 Prozent belassen wird. Für diese ‚Wait-and-See‘-Strategie gibt es handfeste makroökonomische Gründe: Die zuletzt auf 2,7 Prozent gesunkene Inflationsrate liegt immer noch über dem 2-Prozent-Inflationsziel der US-Notenbank. Stand jetzt glauben wir, dass die US-Inflation dieses Ziel erst 2027 erreichen wird.
Außerdem ist weiter unklar, ob und wie kräftig das US-Preisniveau durch die zahlreichen Strafzölle auf Importe steigen wird. Einen Inflationsschock und Zweitrundeneffekte erwarten wir jedoch nicht, da sich die Bedingungen am US-Arbeitsmarkt zu Ungunsten der Arbeitnehmer verändert haben. Trotz der zwischenzeitlich wieder zunehmenden inflationistischen Tendenzen erwarten wir spätestens ab Oktober kräftige Leitzinssenkungen in den USA.
Bis Ostern 2026 gehen wir davon aus, dass die Fed den Zinskorridor in fünf Schritten auf 3 Prozent bis 3,25 Prozent senken wird. Zum einen gibt es innerhalb des Fed-Gremiums mittlerweile erste Stimmen, die sich den Trump-Forderungen nach Zinssenkungen anschließen – vielleicht mit Ziel, um sich als Nachfolger des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell in Position zu bringen, dessen Amtszeit im Mai des kommenden Jahres ausläuft. Zum anderen sprechen die konjunkturelle Abschwächung und das Ausbleiben eines Inflationsschocks in den USA für eine Ende der restriktiven Zinspolitik der Fed.
Im Gegensatz zur aktuellen Markterwartung gehen wir von kräftigeren Leitzinssenkungen in den USA und dem Ausbleiben einer weiteren Leitzinssenkung im Euroraum aus. Der US-Dollar hat im ersten Halbjahr eine historische Abwertung vollzogen. Wir erwarten angesichts des anhaltenden Vertrauensverlusts und der Aussicht auf sinkende US-Leitzinsen eine weitere Abwertung bis auf 1,25 US-Dollar pro Euro.